St. Josef

St. Josef Obernkirchen - Geschichte von Kirche und Gemeinde im Überblick

Katholisches Leben existierte in Obernkirchen mit Einführung der Reformation in Schaumburg 1559 für Jahrhunderte nicht mehr. Im Zuge der zunehmenden Industrialisierung siedeln sich in Obernkirchen Anfang des 19. Jahrhunderts wieder katholische Familien in Obernkirchen an (Glasarbeiter und Korbflechter). Sie wurden seit Mitte des 19. Jahrhunderts von Bückeburg aus seelsorglich betreut. Seit 1855 existierte eine katholische Schule in Obernkirchen, die entscheidend für die Gemeindebildung war. 1866 wurde erstmals wieder ein katholischer Gottesdienst in Obernkirchen gefeiert, an dem 78 Personen teilnahmen; die regelmäßige Heilige Messe am Sonntag besuchten die Obernkirchener Katholiken weiterhin in Bückeburg. 1878 wurde eine umgebaute Scheune als Kapelle geweiht, als Patron fungierte hier schon der Hl. Josef, der Patron der Arbeiter.

1891 ist erstmals ein eigener Seelsorger für Obernkirchen zuständig. 1900 gab es 187 Katholiken in Obernkirchen, in den umliegenden Dörfern des Amtes noch einmal 33; in den Sommermonaten kamen Saisonarbeiter in den Sandsteinbrüchen hinzu; diese Zahlen blieben bis zum 2. Weltkrieg konstant. Am 1. September 1900 wurde Kaplan Damian Herbert als Kuratus für Obernkirchen bestellt; er machte es sich zur Aufgabe, in Obernkirchen eine Kirche zu bauen. Er erwarb ein Grundstück auf eigenen Namen und nahm eine Hypothek auf, da erst die Hälfte der Kaufsumme da war; das Grundstück ging erst vier Jahre später in den Besitz des Bistums Fulda über. Der Geistliche schrieb Bettelbriefe, sammelte so 30.000 Mark und beantragte in Fulda den Bau der Kirche; diese sollte 400 Seelen Platz bieten, da er mit einem raschen Wachstum der Gemeinde rechnete (was sich erst nach dem 2. Weltkrieg durch den Zustrom an Flüchtlingen realisierte). Architekt August Greifzu aus Mainz steuerte die Baupläne hinzu, im August 1907 war die Grundsteinlegung; bereits am 8. Juli 1908 konnte die im neoromanischen Stil Kirche vom Fuldaer Bischof Damian Schmitt geweiht werden. Somit ist die Kirche zwar relativ jung und dennoch im Verhältnis zu vielen katholischen Kirchen in der norddeutschen Diaspora, die nach dem 2. Weltkrieg entstanden, ziemlich alt.

„Ein Haus voll Glorie schauet weit über alle Land“ - dieses Kirchenlied scheint für St. Josef Obernkirchen wohl geschrieben worden sein. Denn sie prägt das Stadtbild dank ihrer exponierten Lage genauso wie die evangelische Stiftskirche St. Marien. 240 Kubikmeter Erde wurden für die 1,20m tiefen Fundamente bewegt, 324 Kubikmeter Bruchsteinmauerwerk für die Wände ausgeführt, 231 Quadratmeter Fußboden verlegt, 777 Quadratmeter glatter Wandputz aufgebracht, 572 Quadratmeter Dachfläche gedeckt. Bei der Kirchweihe war die Kirche nur einfach verputzt; eine erste Innenausmalung folgte erst in den 1920er Jahren durch den damaligen Pastor Aloys Bilz; unter ihm wurde auch eine erste Orgel angeschafft sowie ein Josefsaltar. Das Gemeindeleben entwickelte sich parallel dazu weiter; 1919 waren 165 von knapp 200 Gemeindemitgliedern in 8 Vereinen organisiert.

Seit 1930 (Preußen-Konkordat) gehört Obernkirchen zum Bistum Hildesheim. Mit dem Zuzug von Flüchtlingen nach dem 2. Weltkrieg erhöhte sich die Zahl der Katholiken schlagartig auf über 2000 (90% aus Schlesien, dazu Ermländer, Sudetendeutsche und Schneidemühler). 1962 wurde Obernkirchen zur eigenständigen Pfarrei erhoben. 1968 wurde der Innenraum der Kirche nach den Vorstellungen des II. Vatikanischen Konzils umgebaut. 1972 wurde die neue Orgel eingeweiht, 2012 wurde sie generalüberholt und erweitert. In den 1990er Jahren bekam die Kirche eine dritte und vierte Glocke. Zum 100jährigen Jubiläum wurde letztmals die Kirche von innen ausgemalt, die Fenster in der Apsis restauriert, drei Fenster im Kirchenschiff kamen neu hinzu. Zu erwähnen sind der Kreuzweg und die Figuren des Heiligen Josef und Marias, die vom Obernkirchener Künstler Josef Franke geschaffen wurden.

Seit 2008 ist Obernkirchen Teil der Pfarrei St. Marien Bückeburg (zu der auch St. Katharina in Auetal / Rehren gehört). Geschichte wiederholt sich also!

Wer sich eingehender mit Gemeinde und Kirche in Obernkirchen beschäftigen will, dem sei die Chronik ans Herz gelegt, die zum 100jährigen Jubiläum entstand und die noch käuflich zu erwerben ist.