Ökumene in Obernkirchen

Maria und Josef gehören zusammen Unter diese Überschrift kann man sicherlich das seit Jahrzehnten geübte ökumenische Miteinander in Obernkirchen stellen. Dabei ist die Liste der Aktionen, an denen beide Kirchen - die Stiftskirche St. Marien Obernkirchen und die katholische Kirche St. Josef Obernkirchen - beteiligt sind, durchaus lang.

An erster Stelle ist sicherlich das Ökumenische Abendgebet zu nennen. Immer mittwochs um 18.30 Uhr treffen sich Christen beider Konfessionen zu einer halben Stunde gemeinsamen Singens, Betens, Betrachtens und Auslegens der Schrift, Stille. Dies geschieht seit 2006 und ist aus Exerzitien im Alltag entstanden. Vom ersten Mittwoch nach Erscheinung des Herrn bis Ostern findet es im Pfarrsaal von St. Josef statt, nach Ostern bis zum Ende des Kirchenjahres in der Sakristei der Stiftskirche. Es wird von vier Personen regelmäßig vorbereitet, andere helfen auch manchmal aus. Eine Besonderheit sind die drei Passionsandachten in der Karwoche von Montag bis Mittwoch in der Sakristei der Stiftskirche sowie die Pfingstnovene, die von Mittwoch bis Freitag vor Pfingsten in St. Josef gebetet wird. Dass dies alles über einen so langen Zeitraum von Menschen getragen wird, sagt sicher viel über das ökumenische Miteinander vor Ort aus.

Natürlich gibt es über das Jahr verteilt noch andere Aktionen, an denen sich beide Kirchen gemeinsam beteiligen. Da ist zu Beginn des Jahres die Sternsingeraktion, die seit 2000 ökumenisch organisiert wird und bei der Jahr für Jahr weit über 100 Familien und Einrichtungen in der Bergstadt besucht werden. Der Weltgebetstag (früher Weltgebetstag der Frauen) findet am ersten Freitag im Monat März abwechselnd in beiden Pfarrheimen statt - und das seit 1974. An einem Fastensonntag laden sich die Gemeinden wechselseitig zum Fastenessen ein - eine Tradition, die es mit Unterbrechungen seit 2002 gibt. Seit dem Jahr 2000 findet ein Ökumenischer Gottesdienst am Pfingstmontag auf dem Kirchplatz vor der Stiftskirche bzw. (bei schlechtem Wetter) in der Stiftskirche statt. Vorher fanden ökumenische Gottesdienste immer in der Gebetswoche um die Einheit der Christen im Januar statt. Einschulungsgottesdienste sind selbstredend auch ökumenisch gestaltet.

Beide Kirchen beteiligen sich auch am Gedenken zur Reichspogromnacht am 9. November am Gedenkstein der Synagoge. Und auch der Martinsumzug, der immer am Samstag nach dem Gedenktag des Heiligen Martin stattfindet und vom Kirchplatz vor der Stiftskirche durch die Stadt nach St. Josef führt, steht „auf ökumenischen Füßen“. Bleibt noch der Obernkirchener Adventskalender zu nennen, den es seit 2006 auf Initiative beider Kirchen gibt.

Auch wenn beide Kirchen in einigen wenigen, aber wichtigen Punkten noch Entscheidendes trennt, wird Ökumene in Obernkirchen vor Ort wie selbstverständlich gelebt, ohne die je eigenen Traditionen zu verleugnen. „Einheit in Vielfalt“ - dieses Motto gilt sicher auch für Maria und Josef, die in Obernkirchen so manches verbindet.