Karnevalspredigt 2009

Ihr Bückeburger Christenleute,
es ist doch Fastnachtssonntag heute,
und wer mich kennt, der kennt die Ziemens-Norm:
Gepredigt wird heut’ in gereimter Form.

Den Bückeburgern ist das wohl bekannt,
den Obernkirch’nern aber Niemandsland,
dass heute die gehalt’ne Sonntagspredigt
wird nun in Versen, reimend erledigt.

Doch hütet euch vor dem Verdacht,
das ist nur’n launisch Büttenschnack.
Nein, nein, das ganze ist schon ernst gemeint,
auch wenn die Form salopp erscheint.
Drum seid ganz Ohr und gebt schön acht,
was ich für euch mir ausgedacht:

Das Thema ist in diesem Jahr
das liebe Geld, ganz recht, fürwahr.
Uns alle drängt doch die gestellte Frage
wie’s weiter geht mit unserem Geld,
denn das regiert nun mal die Welt.

Das merken wir seit vielen Wochen
in denen ist das ausgebrochen,
was manche stürzt in den Ruin,
in Island, London oder Berlin,

Ob New York, Tokio, Madrid
an jedem Ort kriegen wir’s mit:
Finanzkrise und Rezession.
Viele warnten seit Jahren schon
vor Bankern, Brokern, Fabrikanten,
vor hemmungslosen Spekulanten,
die mit dem Geld gemeiner Leute,
ohne dass es sie ernsthaft reute,
ihren Schindluder einst betrieben
und dann mit leeren Konten auf der Strecke blieben.

Und nun wird nach dem Staat geschrien,
in Washington oder Berlin,
der soll nun zahlen, investieren,
Konzerne retten, Käufer mobilisieren.
Ob so die Wirtschaft aufwärts strebt
mit teurem Konjunkturpaket?

Zu alldem möchte ich nur sagen
und die Behauptung hiermit wagen:
Auch in der Wirtschaft braucht es die Moral,
den Schutz der Menschenwürde allemal.

Wann wird man endlich mal kapieren,
dass wir nicht Masse sind zum Manövrieren,
nicht Ware, die man opfert gnadenlos
der Maximierung von Gewinnen bloß.

Wie geht Humanität und Kapital
zusammen? Oder haben wir die Wahl:
entweder dieses - oder aber das?
Gibt es denn kein gesundes Mittelmaß?
Indem wir froh und glücklich leben
ohne in Wohlstandsträume abzuheben.

Es ist ja leider so, dass diese Welt
anscheinend nur regiert wird durch das Geld.
Doch hat das Geld an sich noch keinen Wert,
nur wenn das Gute dadurch wird vermehrt.

Was wirklich zählt in meinem Leben
kann ich vom Konto nicht abheben.
Statt schauen auf die Devidende,
vertrau ich, dass doch zählt am Ende
Glaube, Hoffnung, Liebe allein,
mag’s um uns herum auch finster sein.


Denn sind die Zeiten noch so mau,
wenn ich mal in die Bibel schau.
dann zeigt sie’s fast in jedem der Kapitel
ein kleines, sehr probates Mittel,
wie Menschen in den Lebenskrisen,
in schweren Zeiten wie in diesen,
den Mut nicht einfach sinken lassen,
vielmehr auf's neue Hoffnung fassen.

Warum nur, frag ich allemal,
verbergen wir dies Potential
in unsrer hinterletzten Kammer
und stimmen ein in das Gejammer
von schlechten Menschen, schlechter Welt?
Vergessen wir, was wirklich zählt?
Versuchen wir aus Glaubenshaltung
die positive Weltgestaltung?

Ich denke da mit Sorgen
an die Erwachsenen von morgen.
Wie helfen wir den Kindern heute,
dass später sie als reife Leute
an ihrem Leben Freude finden
und Schwierigkeiten überwinden?

Könn'n sie an uns es wohl erfahren,
wie jetzt und auch in spät'ren Jahren
ein Mensch sein Leben meistert
und auch andere noch begeistert?

Sind innerlich wir so gefestigt,
dass wir - ganz gleich, was uns belästigt -
vom Glauben her die Richtung kennen
und nicht verwirrt im Kreise rennen?

Das mag’s für heut’ gewesen sein,
ich packe meine Verse ein,
verdrück mich gleich an den Altar,
weil dies der Ort ist, ja, wie wahr,
an dem wir brüderlich vereint,
Christus empfangen, der ja meint:

„Ich bin das wahre Brot, das Leben,
das ich für euch selbst hingegeben,
damit ihr Nahrung habt für Leib und Seele,
ein jedem ich dies stets empfehle.

Hier will ich meine Predigt schließen,
will euch nicht mit zuviel verdrießen.
Ich hoff', es war nicht allzu fad,
ihr habt auch etwas Spaß gehabt.
Und weil die Pfarrer allenthalben
für sich das letzte Wort behalten,
lad' ich euch ein, ihr Kinder, Herrn und Damen,
ruft ihr das letzte Wort, sagt: "Amen!"

                                          Matthias Ziemens